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Wie formuliere ich ein Argument?

Die Form des Arguments

Bei Entscheidungen, ob man einer Sache zustimmen oder diese ablehnen sollte, spielen Argumente eine wesentliche Rolle. Das Moment, welches die Entscheidungen in die eine oder andere Richtung bewegt, besteht in der Überzeugungskraft und Zahl der Argumente.

Ein Argument besteht im wesentlichen aus zwei Teilen:

  • These: (Behauptung) Setzung einer Annahme um die es geht.
  • Begründung: Tatsachen oder sachliche Aussagen, welche die Annahme unterstützen.

Beispiel A

  1. These: Für Schülerinnen und Schüler ist es vorteilhaft, wenn sie nachmittags einen Nebenjob annehmen könnten.
  2. Begründung: Denn so verdienen sie eigenes Geld und lernen den verantwortungsbewussten Umgang damit.

Die These gibt das Thema (Bsp.: Nebenjob) und die Richtung (Bsp.: vorteilhaft/nachteilhaft, gut/schlecht) an, während die Begründung der eigentliche Kern des Argumentes ist, denn darin liegt das richtungsweisende Moment.

Prüfung und Bewertung von Argumenten

Sowohl die eigenen Argumente - als auch die Argumente anderer Teilnehmenden müssen geprüft und bewertet werden. Bewertungen sind Grundlage für die Gewichtung der Argumente und somit auch Grundlage für die Entscheidung, ob eine Regel gelten soll oder nicht. - Doch wie gelangt man zu einer gerechten und fundierten Bewertung?

Logische Geltung von Argumenten

Wenn ein Argument auch im Bemühen um Verständnis unsinnig, willkürlich oder sogar widersprüchlich erscheint, ist es berechtigt oder sogar erforderlich, das Argument infrage zu stellen.

Beispiel D

Nebenjobs sind zusätzliche Verpflichtungen und wirken sich negativ auf die Erledigung der Hausaufgaben aus.

Warum, kann man denken, sollte es so sein, dass sich Nebenjobs negativ auf die Erledigung der Hausaufgaben auswirken? Das könnte auch eine bloße, unfundierte Behauptung sein. Ebensogut könnte man das Gegenteil davon behaupten.

Um zu zeigen, dass ein Argument gültig ist, kann man einen logischen Beweis anführen. Man muss zeigen, dass das Argument zusammengesetzt ist aus Prämissen, deren Gültigkeit niemand anzweifeln würde. Die Prämissen im obigen Beispiel könnten lauten:

Beispiel E

  1. Zusätzliche Verpflichtungen, wie Nebenjobs, kosten Zeit.
  2. Die Erledigung der Hausaufgaben kostet Zeit.
  3. Der Nachmittag ist nur 4-6 Stunden lang.
  4. Man kann keine Hausaufgaben erledigen, wenn man keine Zeit hat.
  5. Erholung von der Arbeit kostet Zeit.
  6. Die Qualität der Hausaufgaben leidet, wenn man schon erschöpft ist.

Wenn man der Geltung jeder dieser Prämissen zustimmt, dann wird man auch dem Argument zustimmen müssen, weil das Argument nur eine Verknüpfung (Konklusion) dieser Prämissen zu einer neuen Aussage ist.

Theoretisch könnte man Argumente auch so formulieren, dass die Prämissen einzeln aufgezählt und explizit zu einer Konklusion verknüpft werden.

Beispiel F

Wenn man anerkennt, dass Nebenjobs Zeit kosten, und dass ... und ... und ... , so folgt daraus, dass sich Nebenjobs negativ auf die Hausaufgaben auswirken.

Zwar ist diese Ausdrucksweise geeignet, die logische Geltung einer Aussage zu verdeutlichen. Ein gravierender Nachteil ist jedoch, dass die Verständlichkeit sehr darunter leidet. Klarheit und Verstehbarkeit des Argumentes sind wichtiger, als dessen logische Gültigkeit aufzuzeigen; besonders dann, wenn diese gar nicht angezweifelt wird. Wenn es notwendig sein sollte, die logische Geltung aufzuzeigen, kann dieses auch in einem nachgestellten Erklärungstext geschehen.

Fakten-Argumente

Fakten-Argumente berufen sich auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse oder Statistiken, welche unter Angabe der Quelle angeführt werden. Das Argument sollte möglichst direkt aus der Quelle zitieren und nicht aus dem Zusammenhang gerissen sein. Die zitierte wissenschaftliche Arbeit sollte den aktuellen Stand der Forschung wiedergeben und möglichst nicht kontrovers diskutiert werden.

Die Quellenangabe sollte Author, Titel, Seitenangabe, Verlag und Erscheinungsjahr beinhalten.

Beispiel G

"In Deutschland gelten 2,88 Millionen Kinder unter 18 Jahren sowie 1,55 Millionen junge Erwachsene (18 bis unter 25 Jahre) als armutsgefährdet (im Jahr 2021). Das heißt: Mehr als jedes fünfte Kind ist von Armut bedroht." aus A. Funcke und S. Menne, "Factsheet Kinder und Jugenarmut in Deutschald" S.1, Bertelsmann Stiftung 2023

Artikel oder Statistiken aus Zeitschriften oder Tageszeitungen sind als Quelle problematisch, da die dargelegten Fakten oft nur Schlaglichter auf einzelne hervorstechende Ereignisse bieten, und ein verzerrtes Bild der Realität wiedergeben können. Oft beruhen die angebotenen Statistiken auf nicht nachprüfbaren oder nicht repräsentativen Umfragen oder Erhebungen.

Meinungen

Der persönlichen Meinung wird in der Argumentation wenig Raum gegeben. In der Argumentation geht es eben darum, Meinungen mit sachlich fundierten Argumenten zu ändern.

In RuFi werden weder Probleme, noch Regeln und Argumente mit ihrem Author als solchem direkt in Verbindung gebracht. - Wenn also die Worte „Ich, mein, mir, mich“ in einem Argument auftreten, wird niemand wissen, wer mit „Ich“ gemeint ist. Argumente gehören allen gemeinsam und können auch von allen berechtigten Teilnehmenden bearbeitet und verbessert werden. Das ist so gewollt, um der Sachlichkeit den Vorrang zu geben.

Quellen: studienkreis.de